Polizeibeamte ermitteln auf der Straße vor dem Massagestudio.
Am 23. Februar starben drei Frauen in einem Wiener Bordell, die Polizei konnte rasch einen Verdächtigen festnehmen.
APA / GEORG HOCHMUTH

Wien – Jener 27-Jährige, der am 23. Februar in Wien-Brigittenau drei Frauen mit dutzenden Messerstichen getötet haben soll, ist kein Mörder, sondern ein psychisch kranker Betroffener. Das geht zumindest aus dem im Auftrag der Staatsanwaltschaft Wien erstellten Gutachten des gerichtspsychiatrischen Sachverständigen Peter Hofmann hervor, das mit 1. Mai datiert wurde. Der Experte kommt zu dem Schluss, dass der Angreifer zum Tatzeitpunkt an einer paranoiden Schizophrenie erkrankt gewesen ist und zurechnungsunfähig war. Da auch die Gefährlichkeitsprognose düster ist, empfiehlt Hofmann, dass Ebadullah A. strafrechtlich in einem forensisch-therapeutischen Zentrum untergebracht wird.

Der Afghane, der in der Tatnacht mit mehreren Messern bewaffnet in einem Asia-Studio in der Engerthstraße auftauchte und auf dort tätige Frauen losging, bewege sich in einer "religiös-psychotisch-bizarren Welt", diagnostiziert der Sachverständige. Bereits bei seinen Einvernahmen durch die Polizei habe der unbescholtene Asylwerber angegeben, er habe auf seiner Reise nach Österreich in Serbien eine junge Frau getroffen, die eine "Hexe" sei und ihn "verhext" habe.

"Unter Satans Einfluss"

Im Koran habe er gelesen, dass Prostituierte sowie Darstellerinnen in pornografischen Werken alle "unter Satans Einfluss stehen" würden. Nach Lektüre dieses Verses habe Gott ihm den Befehl erteilt, "dass ich gegen den Feind Dschihad betreiben muss", sagte er bei der Polizei. Er habe 20 Tage lang beobachtet, um keine Unschuldigen zu treffen, die Tatortwahl sei schlussendlich aber zufällig gewesen.

Bei der Untersuchung durch Gutachter Hofmann präzisierte A., er habe eine "europäische Hexe getroffen, die habe ihn verhext. Sie sei eine Satanistin gewesen, hätte ihn verführen wollen, damit er von seiner Religion abfalle". Weiters wird ausgeführt: "Im Rückblick könne er sagen, er habe mit dem Teufel gekämpft, nämlich mit dieser Frau aus Serbien. Er habe sie immer wieder zurückdrängen können, dann sei sie aber wiedergekommen. Sie gebe ihm heute noch Befehle, und zwar nicht direkt, sondern durch die Beamten, die hier tätig seien."

Mediziner "wollen mich verrückt machen"

Die Frau könne ihm aber auch über andere Befehle geben, zeigte der Betroffene sich überzeugt. Er schildert, vor der Tat vermeintlich in einer Moschee eingesperrt gewesen, von dort aber durch ein Fenster geflüchtet zu sein. A. ist sich auch sicher, gesund zu sein und keine Behandlung zu benötigen. Im Gegenteil, in der psychiatrischen Abteilung der Justizanstalt wolle man ihm Medikamente geben, sie "wollen mich verrückt machen".

Wann die Staatsanwaltschaft die Anklage einbringt, ist ebenso wie ein Prozesstermin noch offen. (Michael Möseneder, 3.5.2024)